Noch einmal betrachten wir abschiednehmend die hochragende Zitadelle von Kairo, lassen Ÿber die anmutigen Formen...

Noch einmal betrachten wir abschiednehmend die hochragende Zitadelle von Kairo, lassen Ÿber die anmutigen Formen der Moschee Mohammed Alis unseren Blick schweifen, aber in unseren Herzen lebt eindringlicher das, was wir an kŸnstlerischen Offenbarungen wŠhrend unserer Reise durch das Wunderland am Nil in uns aufnehmen konnten. Die Kunst der €gypter ist alt und doch noch jung, so jung, dass selbst unsere moderne Kunst davon beeinflusst wurde. Unser Kunstgewerbe hat sogar bei der €gyptischen Ornamentik direkte Anleihen gemacht. €gypten in seiner nŸchternen Strenge ist uns und unserer Zeit viel verwandter geworden als das formenschšne Griechenland. Es ist interessant zu beobachten, unter wie verschiedenen Daseinsbedingungen so Šhnliche Formen der Anschauung und kŸnstlerischen Darstellung entstehen. Mit der Kunst wird das ganze Leben dieses alten Volkes uns wieder lebendig, seine Religion und seine Fragen an das Jenseits. Und damit taucht auch wieder das alte RŠtsel auf, das schon viele verschiedene Lšsungen fand, das RŠtsel der Bedeutung der Sphinx, deren Bild wohl auf Sie alle einen starken Eindruck gemacht hat. Sie hat ihre riesengrossen Augen geradeaus gerichtet, unbarmherzige, wissende Augen, die ohne zu antworten Ÿber den Fragenden hinwegstarrten in Leere oder in eine fremde, unsichtbare, ganz unbekannte Welt. Ein Wesen, das der Mensch schuf, der zitternd seine gršsste Frage stellte und in dieser Gestalt sein Bild des erbarmungslosen, Ÿberweltlichen, unnahbaren Geheimnisses aus dem Granit der WŸstenfelsen schlug. Mšge deshalb dieser Vortrag Ihnen etwas mehr gewesen sein als eine mŸssige Stunde, mšge er in unserer Zeit der Verflachung anregen, uns den grossen Menschheitsfragen von Leben und Sterben, Gott und Fortleben nach dem Tode zuzuwenden. Egypt, Citadel of Cairo, Archive, Carl Simon, history, historical, Africa, Middle East ©Carl Simon/UA/Leemage